Südamerika
Peru
Der Beginn unserer großen Reise – es hat uns voll erwischt, das Reisefieber ist entfacht. Nach dem stressigen Alltag zu Hause sind wir jetzt ganz froh, jeden Tag in unserem eigenen Tempo zu starten. Peru verdient unsere vollkommene Aufmerksamkeit: Es ist so facettenreich, und jeder Aspekt dieses Landes weckt unsere Neugier. Natürlich gibt es überall auch Schattenseiten, aber unsere rosarote Reisebrille kaschiert diese für uns momentan ganz gut. Gleich unten seht ihr unsere Reiseroute. Von Wien nach Lima ging es mit dem Flugzeug über die Schweiz und Brasilien. Leider hatten wir in Brasilien keinen langen Aufenthalt – es hätte uns dort bestimmt auch gut gefallen. Ein anderes Mal vielleicht. Kurzer Rückblick in unser Tagebuch: 5. September 2024, 20:30 Uhr, Flughafen Zürich – "The Journey begins... Nach sehr stressigen Wochen und einem Auf und Ab der Gefühle ging es endlich los. Wir kommen endlich zur Ruhe und beginnen, uns auf die Reise einzustellen. Nach der schönsten Hochzeit, die wir uns hätten vorstellen können – die übrigens ohne eure großartige Hilfe nicht möglich gewesen wäre – waren die Abbauarbeiten und die anschließenden Vorbereitungen für die Reise doch auch von aufbrausender Stimmung begleitet. Nichtsdestotrotz ist der ganze Stress endlich abgefallen. Es brauchte nur 1,5 Stunden Entfernung von zu Hause, und hier am Flughafen in Zürich sind wir auf unserer Reise angekommen. Uuund wir erhielten die lang erwartete E-Mail – unsere Working-Holiday-Visa für Australien sind bewilligt, und auch der ESTA-Antrag für die USA wurde bestätigt. Das motiviert! Chrisi hat es nach einem Jahr endlich geschafft, sein neues Handy einzurichten, und tadaa, er kann Fotos machen. Für die, die es nicht wissen: Sein altes Handy konnte das nicht. Ich bin gespannt, wie lange die Euphorie zu fotografieren anhält und ob wir die Reise tatsächlich in einem Blog festhalten werden. Noch viele Fragezeichen, aber wenn wir schon alles wüssten, fehlte dann nicht das Abenteuer?" In Peru angekommen, versanken wir in einer anderen Welt, die doch auch viel mit unserer gemeinsam hatte. Lima... Die Hauptstadt... Viel mehr bleibt darüber nicht zu sagen. Spaß beiseite, lest drüben mehr über die einzelnen Etappen durch Peru. Aus Sicherheitsgründen, aber auch wegen der leichteren Erreichbarkeit und der vielversprechenden Ziele entschieden wir uns, wie viele andere Backpacker, den typischen Gringo-Pfad zu nehmen. Aber jetzt viel Spaß beim Bilder anschauen!
Lima
Von dieser Stadt hört man viel. Wir haben uns aus zeitlichen Gründen nicht übermäßig mit Lima beschäftigt; der ursprüngliche Plan war auch nicht, hier lange zu bleiben. Dann hatten wir jedoch einen zusätzlichen Tag gewonnen. Für diejenigen, die es nicht mitbekommen haben: Wir waren bis zwei Tage vor der Abreise davon überzeugt, erst am 6. September loszufliegen. Dementsprechend hatte ich das Hostel falsch gebucht. Wie auch immer, den zusätzlichen Tag konnten wir gut zum Ausschlafen nutzen – 16 Stunden Schlaf, scheinbar haben wir es gebraucht, aber wir waren immer noch müde. Bis dato haben wir noch keinen einzigen Bus oder ein Hostel außerhalb von Lima gebucht. Am zweiten Tag in Lima waren wir nach einer ausgiebigen Free Walking Tour durch das historische Zentrum endlich bereit, weiter zu planen. Es funktionierte problemlos, alles kurzfristig zu organisieren. Deshalb haben wir beschlossen, so weiterzumachen und nur ein bis zwei Tage im Voraus zu buchen – das reicht vollkommen. Zurück zu Lima. In einigen Teilen Limas sollte man sich auch tagsüber eher nicht aufhalten. In anderen Gegenden war es jedoch absolut sicher, zum Beispiel in Miraflores, wo sich auch unser Hostel befand. Unser Ziel hier war nicht, große Adrenalinkicks zu erleben, sondern einfach mal abzuschalten und herumzuschlendern. Dabei sind wir trotzdem auf einige spannende Details der Stadt gestoßen. Auf unserer Entdeckungstour besuchten wir das Huaca Pucllana Museum, eine Ausgrabungsstätte. Die Lehmziegelpyramide stammt aus der Zeit der Lima-Kultur (ca. 200–700 n. Chr.), also noch bevor die Inka das Gebiet beherrschten. Sie diente vermutlich als zeremonielles Zentrum. Auch wenn wir nicht alle Rituale von damals gutheißen, war es für uns auf jeden Fall spannend anzuschauen. Wichtig: Wir sind keine Experten und haben während der Reise nicht die Zeit uns mit allem im Detail zu beschäftigen, bitte nagelt uns also nicht an den historischen Inhalten fest. Ihr seid herzlich dazu eingeladen, selbst nachzurecherchieren 😉 Unsere ersten Eindrücke vom peruanischen Essen waren durchwegs positiv, auch wenn wir noch nicht genau sagen können, was das typischste Gericht ist. Es gibt viele Einflüsse aus anderen Kulturen, beispielsweise aus dem asiatischen Raum. Traditionell wird hier „Chaufa“ gegessen, was einem gebratenen Reis entspricht. Wir haben uns auch Chinatown nicht entgehen lassen, waren allerdings ehrlicherweise halbwegs überfordert von dem Gedränge. Noch kurz zum Thema Autos: Wie wahrscheinlich jedem bekannt ist, gibt es kein allgemeines Gesetz, das Fahrzeugbesitzern vorschreibt, in welchem Zustand ihre Fahrzeuge sein müssen, um gefahren zu werden. Für uns ein Augenschmaus, aber in vielen Autos würden wir uns selbst nicht mitfahren trauen. Chrisi überlegt übrigens schon, wie er den T2-Bus und den Ford Pick-up nach Hause bekommt.




Paracas
Von Lima aus ging es mit dem Bus weiter nach Paracas. Was für eine unerwartet tolle Gegend! Grund für unseren Zwischenstopp dort waren die Ballestas Islands, auch bekannt als das „Galapagos für Arme“. Den Namen tragen die Inseln aber zu Unrecht, wie wir finden – sie sind ein echtes Highlight! Von Paracas aus geht es mit dem Boot zu diesen kleinen Felseninseln, die vor Leben nur so wimmeln. Schon auf dem Weg dorthin sieht man den berühmten „Candelabro“, ein riesiges Scharrbild im Sand. Eine Geoglyphe also – hätten wir die nicht erst in Nazca erwartet? Niemand ist sich so ganz einig, was sie darstellen soll. Wir finden, sie sieht aus wie ein Kaktus. Wie auch immer, beeindruckend ist sie allemal! Vor diesem Scharrbild trafen wir auch einige Fischerboote an, die dort ihre Netze auswarfen. Im ersten Moment dachten wir, wir sehen nicht richtig: In den Netzen tummelten sich zahlreiche Seelöwen! Das konnte doch nicht sein – sie fangen hier doch etwa keine Seelöwen? Oder doch? Bei genauerer Beobachtung und nach den Erzählungen unseres Guides fanden wir heraus, dass die Seelöwen sich lediglich am vollen „Futternapf“ bedienten und den Fischern die leckeren Fische aus den Netzen stibitzten. Wir beobachteten eine Weile, wie die Seelöwen über die Netze hin und her sprangen. Auf den Inseln selbst erwarteten uns Tausende von Vögeln, darunter Pelikane, Kormorane und natürlich die lustigen Humboldt-Pinguine – ein absolutes Highlight für uns. Zwischendurch sahen wir auch Seelöwen, die sich auf den Felsen sonnten und entspannten. Ein echtes Naturparadies! Aufgrund der steigenden Meerestemperaturen wandern die Pinguine und Seelöwen jedoch immer weiter in den Süden, was die einheimischen Guides beunruhigt. Sie sagen, dass sie in den letzten Jahren einen massiven Rückgang beobachtet haben. Wir haben dazu keine Statistik recherchiert, hoffen aber, dass die wunderbaren Tiere einen Ort finden, an dem sie genügend Nahrung haben und sich weiterhin munter vermehren können.




Ica
Der Weg nach Ica führte durch riesige Steppen- und Wüstenlandschaften. Beeindruckend! In Ica angekommen, ging es gleich weiter nach Huacachina, in die einzige verbliebene Oase Südamerikas, wie man uns erzählte. Es wirkt fast surreal, wie dieser kleine See mit seinen Palmen einfach so in der Wüste auftaucht. Im Hostel angekommen, hing ein Zettel aus: "Dünenwanderung zum Sonnenuntergang". Wir hatten 3 Minuten, um unser Gepäck ins Zimmer zu bringen, und sprinteten dann in einer netten Gruppe direkt los. Die Dünen waren eine ordentliche Herausforderung. Aber was soll's, wir wollten unbedingt hoch. Die Mühe hat sich jedenfalls gelohnt. Aber seht selbst... Bei der ursprünglichen Planung hätten wir den Zwischenstopp fast weggelassen – riesige Dünen kennen wir ja schon aus Dänemark, Frankreich und Marokko. Wir hätten nicht gedacht, dass uns dieser Ort so begeistern würde, sind im Nachhinein aber froh, hier geblieben zu sein. Man hätte hier auch Sandboarden oder Dünen-Buggy fahren können, aber wir suchen weiterhin eher die Entspannung. Also haben wir das ausgelassen. Um Geld zu sparen, haben wir uns hier für einen Schlafsaal entschieden. Leider war das in diesem Fall keine gute Idee. Wir hatten relativ respektlose, laute, aktive „Mitschläfer“, die unter anderem eine kriminelle Vergangenheit hatten, und sich vor Gerichtsverhandlungen drückten, in dem sie Reisen gingen, wie wir mitbekamen. Zusammen mit einem anderen Pärchen fühlten wir uns schließlich so gestört und unsicher, dass wir mitten in der Nacht das Zimmer wechseln durften. Wie es der Zufall wollte, war das nicht die letzte Begegnung mit diesen jungen Männern. Witzigerweise trafen wir sie an Busbahnhöfen oder in anderen Hostels wieder. Auf diese Begegnungen hätten wir gerne verzichtet, aber was soll's, wir lassen uns die Laune nicht verderben.




Nazca
Eine Stadt, die wohl durch ihre einzigartigen Nazca-Linien bekannt ist – eines der faszinierendsten Rätsel der Menschheitsgeschichte! Diese Linien, die erst durch regelmäßiges Überfliegen in den 1920er Jahren wieder Beachtung fanden und erst deutlich später genauer erforscht wurden, wurden ursprünglich für Straßen oder belanglose Wegmarkierungen gehalten. Diese riesigen Scharrbilder erstrecken sich über mehrere hundert Quadratkilometer und wurden vermutlich zwischen 200 v. Chr. und 600 n. Chr. von der Nazca-Kultur geschaffen, also wieder lange vor den Inka. Es handelt sich um kilometerlange, schnurgerade Linien, riesige geometrische Formen wie Dreiecke und Trapeze sowie Darstellungen von Tieren, Pflanzen und Menschen. Zu den bekanntesten Figuren gehören der Kolibri, die Spinne und der Affe – jede dieser Darstellungen ist überdimensional groß und in den Boden gescharrt. Aus der Luft betrachtet entfalten sie ihre volle Wirkung und lassen uns staunen, wie eine Zivilisation ohne moderne Technik solche gigantischen Kunstwerke erschaffen konnte. Die Nazca entfernten einfach die obere, dunklere Gesteinsschicht, sodass der hellere Sand darunter freigelegt wurde. Die Linien sind so klar erkennbar, weil es in dieser Region kaum Regen gibt und Wind und Erosion den Boden kaum verändern. Unser Guide, der hier aufgewachsen ist, meinte, er könne sich nicht daran erinnern, dass hier jemals ein Tropfen Wasser vom Himmel gefallen ist. Das erklärt, warum die Linien über Jahrtausende so gut erhalten geblieben sind. Die große Frage ist aber: Warum wurden sie überhaupt gemacht? Darüber gibt es viele Theorien. Einige Forscher glauben, dass die Linien eine astronomische Bedeutung haben. Sie könnten als gigantische Kalender oder Sternenkarten genutzt worden sein, um wichtige Himmelsereignisse vorherzusagen. Unser Guide erzählte uns, dass eine der Linien beispielsweise den Sonnenaufgang zu Winterbeginn markiert. Andere Theorien deuten darauf hin, dass die Linien religiösen Zwecken und/oder Fruchtbarkeitsritualen dienten. Einige der Figuren haben zum Beispiel nur 9 „Finger“. Hier wird ein Zusammenhang mit den 9 Monaten einer Schwangerschaft vermutet. Auch könnten die Linien Wege zu heiligen Orten oder Opferstätten gebildet haben, vielleicht im Zusammenhang mit der Anbetung von Wasser, das in dieser trockenen Gegend ein kostbares Gut war, oder dass die Linien von den Nazca für ihre Götter erschaffen wurden – aus der Vorstellung heraus, dass diese aus der Luft auf die Erde herabblickten. Am besten sieht man die Linien aus dem Flugzeug. Wir entschieden uns jedoch aus Sicherheitsgründen dagegen. Kathis Magen hätte es wohl auch nicht ausgehalten. Um die Linien am Boden zu erkennen, müssen die Flieger nämlich relativ akrobatische Flugmanöver ausführen – nichts für Kathi. Schon allein beim Gedanken wird ihr übel. Wir entschieden uns daher, die Linien von den Aussichtstürmen aus zu erkunden. Hier sieht man zwar weniger Linien und Figuren, aber man bekommt einen guten Eindruck von den gewaltigen Größenverhältnissen, in denen sie gezogen wurden. Auf einem der Fotos sieht man auch, dass die Hauptstraße durch eine Figur gezogen wurde, die einem Salamander zugeordnet wird. Damals wusste man noch nichts von der Bedeutung der Linien, vom Boden aus, liesen sie sich ja nicht besonders gut erkennen. Die Nazca-Linien sind ein starker Beweis dafür, wie sehr vergangene Kulturen mit der Natur und dem Kosmos verbunden waren. Ob sie nun als religiöse Symbole, astronomische Werkzeuge oder etwas ganz anderes gedient haben – sie bringen uns zum Staunen.




Arequipa
Arequipa, auch bekannt als die „weiße Stadt der Vulkane“, hat uns sofort fasziniert. Diese Bezeichnung verdankt sie ihren vielen Gebäuden aus hellem Vulkangestein, dem sogenannten Sillar. Die Stadt liegt auf etwa 2.300 Metern Höhe und ist umgeben von beeindruckenden Vulkanen, allen voran der mächtige Misti, der mit seinen fast 6.000 Metern majestätisch über der Stadt thront. Schon bei der Ankunft haben wir gemerkt, dass Arequipa anders ist. Die Stadt wirkt entspannter und gemütlicher als Lima, gleichzeitig aber auch lebendig und voller Geschichte. Der zentrale Platz, die Plaza de Armas, ist einer der schönsten, die wir in Peru bisher gesehen haben. Umrahmt von Arkaden und der imposanten Kathedrale im Hintergrund, fühlt es sich an, als wäre man in einer ganz anderen Welt. Natürlich darf man in Arequipa auch das lokale Essen nicht verpassen. Die Stadt ist für ihre Küche berühmt, vor allem die „rocoto relleno“ (gefüllte Paprika) mit Erdäpfelgratin. In einem der gemütlichen Innenhof-Restaurants schmeckt es gleich noch viel besser. Wenn wir schon beim Essen sind, Chrisi wollte unbedingt das Nationalgericht kosten, das man bei uns nur als Haustier kennt, „La cuy chacatado“. Kathi musste sich beim Anblick an einen anderen Tisch setzen und fand das ganze nicht so prickelnd, deshalb gibt es hierzu keine Fotos. Ein wundervolles Restaurant, dass uns in Erinnerung bleiben wird, war das „La Tasca“ Ein kleines Mini-Restaurant, das von einem einzigen Mann betrieben wird. Und das mit einer Passion, die uns vom Hocker gehauen hat. Er switcht zwischen Küche und Service hin und her, erklärt jedem Gast was er heute anbieten kann, und beschreibt jedes Gericht wie ein ausführliches Gedicht. Er hat für Kathi zusätzlich eine fleischlose Option improvisiert. Und es war insgesamt das beste Essen, das wir in Arequipa hatten. Für Getränke, Vorspeise, Hauptspeise und Nachspeise haben wir umgerechnet 6€ pro Person bezahlt, obwohl die Preise in anderen Restaurants sehr ähnlich sind zu unseren daheim. Da freut sich die Reisekasse. Zusätzlich durfte die Tour zu den Las Salinas nicht fehlen. Die Salinas y Aguada Blanca ist ein Naturschutzgebiet, etwa zwei Stunden von Arequipa entfernt, das uns mit seiner Vielfalt und Weite wirklich überrascht hat. Schon die Fahrt dorthin war spannend, links und rechts stark abfallende Staub-Straßen, die uns durch trockene Landschaften und vorbei an den schneebedeckten Gipfeln der Vulkane führte. Auf knapp 4.300 Metern Höhe angekommen, erwartete uns eine riesige Salzwüste, die in der Trockenzeit wie eine leuchtend weiße Ebene wirkt. Hier leben auch zahlreiche Flamingos, die sich im Wasser tummeln, und wir hatten das Glück, diese wunderschönen Vögel aus nächster Nähe zu beobachten. In der Ferne sahen wir auch Vicuñas, eine der vier südamerikanischen Kamelarten, also eine Art wilde Alpacas, die in dieser Region heimisch sind. Man kann sich nicht vorstellen, wie weitläufig die Landschaft da Oben ist und wie viele Lamas, Alpacas und Vicuñas man hier beobachten kann. Wunderschön für uns. Zum Abschluss kamen wir noch an einem Minivulkan vorbei und schmissen uns in die heißen Thermalquellen ganz in der Nähe. In der Quelle war es wunderbar, nur rausgehen hätte man nicht mehr sollen. Auf 4.500m ist es dann doch recht luftig im Vergleich zum 39°C warmen Wasser. Aber wir hatten zum Glück ja unsere Hauben und Winterjacken im Rucksack. Zurück zur Stadt selbst: Wir waren sehr froh, hier einige Tage verbracht zu haben. Es war wahnsinnig gemütlich und lebhaft. An jeder Straßenecke spielte ein Musiker, abends wurden sie von den Restaurants sogar dafür bezahlt, bei ihnen zu spielen. Eine Mischung aus Panflöte und flottem Gitarrenklang ließ uns in die peruanische Kultur versinken. Was wir leider nicht so schön fanden, war der Versuch einiger Einheimischen, mit Tierfotos Geld zu verdienen. Hierfür saßen sie den ganzen Tag bei hohen Temperaturen an den Gehsteigrändern mit ihren wenige Tage bis Wochen alten Lämmern und Alpaka-Babys. Das entspricht für uns keiner artgerechten Tierhaltung! Arequipa war für uns insgesamt aber ein guter Mix aus beeindruckender Architektur, einer entspannten Atmosphäre und der Nähe zur Natur.




Puno
Die Stadt Puno, im Südosten Perus gelegen, ist weit mehr als nur eine einfache Stadt in den Anden. Sie ist das Tor zu einem faszinierenden Naturwunder und kulturellem Schatz Südamerikas – dem Titikaka-See. Der Titikaka-See ist der höchste schiffbare See der Welt, auf einer beeindruckenden Höhe von 3.812 Metern über dem Meeresspiegel, und liegt zwischen Peru und Bolivien. Seit unserer Kindheit blieb er uns aus den verrückten Geschichten von Pippi Langstrumpf im Gedächtnis. In seiner Weite und Schönheit bietet er nicht nur atemberaubende Landschaften, sondern auch Einblicke in das Leben der Uros, ein indigenes Volk, das auf schwimmenden Inseln aus Totora-Schilf lebt. Das fanden wir super spannend, und so ließen wir uns davon überzeugen, eine Nacht auf diesen Inseln zu verbringen. Für Kathi ist es immer schwierig, die Entscheidung zu treffen, indigene Völker zu besuchen. Wir wollen sie mit unserem Besuch ja nicht in ihrer ursprünglichen Lebensweise stören. Wie wir bei unserem Besuch auf der Insel von Isaac uns seiner Familie aber gelernt haben, sind die Uro’s, die noch auf den Schilfinseln leben, heutzutage zum Großteil von den Touristen abhängig. Isaac erzählt uns, dass das früher nicht so war, aber der massive Rückgang des Fischbestandes und das Verbot zu jagen (Naturreservoir) machte es für sie immer schwerer ausreichend Nahrung zu finden. Ohne die Reisenden von Außerhalb ist es für sie aus eigener Erzählung sehr schwierig zu überleben, was sich vor allem während der Pandemie bemerkbar gemacht hat. Bei der 20-minütigen Bootsfahrt zu den schwimmenden Inseln, merken wir schnell, dass vieles für den Tourismus ausgelegt ist. Für uns ein absolutes Highlight waren die traditionellen Boote aus Schilf. Auf Nachfrage erzählt uns Isaac, dass sie heutzutage nurmehr aus touristischen Zwecken gebaut werden. Es dauert sehr lange solche Boote zu bauen, sie können dann auch nur für maximal 2 Jahre benutzt werden, ehe das Schilf erneuert werden muss. Für die Einheimischen zahlt sich das fast nicht mehr aus, sie nutzen lieber ihre Motorboote, halten länger und sind definitiv schneller. Grundsätzlich versuchen sie aber, trotz der harten klimatischen Bedingungen und der modernen Einflüsse an ihren Traditionen festzuhalten. Schulen und Kindergarten gibt es auf den Inseln selbst, die Erwachsenen arbeiten im Tourismus. Der Kontakt zum Festland wird nur zum Einkaufen gesucht und das nur am Wochenende. Das Leben auf den schwimmenden Inseln ist jedoch nicht ohne Herausforderungen. Wie wir selbst mitbekommen haben, sind sie auf der Höhe vor allem nachts einer enormen Kälte ausgesetzt. Im Gegensatz zu uns, schlafen die Uro’s selbst auf einer Matratze auf dem Schilfboden. Die kleinen einfachen Häuser sind nicht beheizt und haben lediglich dünne Schilfwände. Uns wurde eine nahezu luxuriöse Lodge mit wunderbarer Aussicht auf den See und die umliegenden Schilfinseln zur Verfügung gestellt. Man fühlt sich etwas schäbig, wenn man zu zweit in einer 80m² Lodge nächtigt, während nebenan eine ganze Familie in einem kleinen maximal 10m² Häuschen schläft. Für Reisende gibt es aber nur solche Lodges zu mieten. Jedenfalls hatten wir drei dicke kuschelige Decken, Isaac brachte uns vorm Schlafen gehen noch eine Wärmeflasche und dennoch war uns in der Nacht mega mega kalt. Wir wissen tatsächlich nicht wie die Einheimischen das auf Dauer aushalten können, wahrscheinlich Gewöhnung. Zusätzlich müssen die Inseln ständig gepflegt werden, da das Schilf, das sich in den unteren Schichten zersetzt, regelmäßig erneuert werden muss. Einmal im Monat schichten sie neu auf. Die Inseln bauen sie von Grund auf selbst. Die Herstellung wird uns so erklärt: In der Regenzeit treiben etwas außerhalb von ihrem Schilfgürtel Wurzelballen an die Wasseroberfläche, die dann in ihre Nachbarschaft transportiert werden und mit Stöcken und Seilen aneinander und im Boden verankert werden. Anschließend wird Schilf über Kreuz drüber geschlichtet, dort wo sie auf der Insel ihre Häuser planen, stapeln sie noch mehr Schilf übereinander. Das Schilf muss dann noch verdichtet werden. Die Familie erzählt uns lachend, dass sie dafür alle Nachbarn einladen und sie dann gemeinsam Volleyball spielen. Bis zur Fertigstellung einer solchen Insel dauert es in der Regel ein Jahr. In der Vergangenheit konnten sie sich selbst mit Fisch, aber auch Enten und anderen Vögeln und deren Eiern versorgen. Sie trinken sogar das Wasser aus dem See, natürlich abgekocht. Wir bekommen Wasser aus der Flasche. Insgesamt sind sie heute auf Nahrung von extern angewiesen und kaufen sie von dem Festland zu. Wir fragen nach, ob sie theoretisch auch Gemüse selbst anbauen könnten. Aber Isaac meinte das das aufgrund der Kälte kaum möglich ist. Lediglich Erdäpfel bauen sie im Sommer an. Chrisi wurde nach dem Frühstück angeboten, mit Fischen zu gehen. Das lies er sich nicht nehmen. Sie fuhren in einem Schilfboot hinaus und fingen mit einem recht in die Jahre gekommenen Netz zwei kleine Fische. Anschlißen liesen sie die Fische wieder frei, da für eine ordentliche Fischsuppe mindestens 10 Fische benötigt werden, die Zeit dafür, mehr zu fangen aber nicht mehr blieb. Immer wieder erzählt er, dass es heutzutage viel viel weniger Fischbestände gibt. Gesprochen wird eigentlich Aymara, als Zweitsprache wie im restlichen Peru aber spanisch. Daher waren wir sehr froh auf der Insel ein deutsches Paar getroffen zu haben. Sie haben uns dankenswerterweise alles übersetzt und unsere Fragen an die Uro’s gestellt, damit wir noch mehr über ihre Lebensweise erfahren konnten. Ohne sie hätten wir nur halb so viel gelernt.




Cusco​​
Wir haben unser letztes Etappenziel in Peru erreicht – besonders auf Cusco und die Wanderung zum Machu Picchu haben wir uns schon lange gefreut. Was uns letztlich erwartete, konnten wir uns vorher nicht wirklich ausmalen. Cusco, der 5-tägige Salkantay-Trek und der Rainbow Mountain haben uns tief beeindruckt, gleichzeitig aber auch völlig erschöpft. Cusco empfing uns mit einer intensiven Mischung aus chaotischem Verkehr und wunderschönem Stadtgefühl. Die Häuser, vor allem deren Dächer, sahen unglaublich nett aus. Dazwischen fanden wir immer wieder alte Inka-Mauern. Die Steine sind so präzise übereinandergestapelt, dass sie ein großes Puzzle bilden. Kein Stein könnte auf einem anderen Platz liegen. Auch der Hauptplatz faszinierte uns sehr. Der riesige Platz war umrundet von Kirchengebäuden und wirkte dadurch irgendwie mächtig. Aber leider zielen sie hier auch auf Touristen ab. So tummelten sich hier sehr, sehr viele Straßenverkäufer. Man konnte keine Minute auf einer Parkbank sitzen, ohne dass man von mindestens drei Personen angesprochen wurde. Wir wissen, dass sie das aus der Not heraus machen, für uns war das dennoch ziemlich schwierig, also blieben wir nicht lange auf einer Stelle. Die Stadt bot sowieso noch mehr ... Viele haben uns zuvor vor der Höhe gewarnt. Aber unsere vorherigen Zwischenstopps haben uns langsam an die Höhe gewöhnen lassen. Es ging also einigermaßen gut. Wir dachten übermütig, die Höhe kann uns nichts anhaben, bis wir uns einige Tage später auf den Weg zum Machu Picchu gemacht haben. Hier ging uns die Höhe ordentlich auf die Substanz. Wir starteten also früh morgens unsere herausforderndste Wanderung – in 5 Tagen über den Salkantay-Pass zum Machu Picchu. Die meisten buchen sich hierfür eine Tour. Man müsste kein Gepäck tragen, man würde bekocht, man müsste nicht überlegen, wo man schläft ... ein Rundumpaket also. Aber Kathi dachte, es sei eine gute Idee, alles selbst zu organisieren und die Sachen selbst zu tragen. Naja, dann auf ins Glück, fast 70 km lagen vor uns. Schon am ersten Tag merkten wir, dass das nicht einfach ein Wanderausflug wird. Es ging gleich steil hinauf zur Humantay-Lagune. Der See, umrahmt von schneebedeckten Gipfeln, sah aus wie von einer anderen Welt – kristallklar und tiefblau. Es war still, und außer unserem keuchenden Atem und ein paar anderen Menschen war nichts zu hören. Auch wenn es wunderschön war, wurden wir schnell daran erinnert, dass wir auf über 4.000 Metern unterwegs waren. Jeder Schritt war anstrengend, und die Luft wurde knapp. Am zweiten Tag erreichten wir den Salkantay-Pass auf 4.600 Metern. Der Aufstieg war schlimm. Wir hatten das Gefühl, gegen die Natur anzukämpfen – der Wind war eisig, und die Höhe machte jeden Meter zur Herausforderung. Aber die Landschaft dort oben war gleichzeitig so majestätisch und karg, dass wir uns winzig vorkamen. Die Umgebung wirkte abweisend und doch wunderschön. Auf dem Weg zum Pass selbst war die Aussicht überwältigend – die schneebedeckten Gipfel des Salkantay ragen über uns auf, als wollten sie uns zeigen, wie klein wir sind. Bis wir oben ankamen, war das gesamte Massiv in Nebel gehüllt und uns war eiskalt. Also schnell auf der anderen Seite wieder runter. Wir waren sicherlich die am schlechtesten ausgestatteten Wanderer auf dem Weg, Kathi war sogar nur mit ihren Sneakers unterwegs ... Aber bei einem Ein-Jahres-Gepäck überlegt man stark, was man wirklich mitnimmt. Wanderschuhe sind schwer und werden nicht jeden Tag gebraucht. Beim Aufstieg war das jedenfalls kein Problem, die Route war technisch nicht besonders herausfordernd, lediglich die Höhe selbst machte uns zu schaffen. Aber spätestens beim Abstieg bereute sie es ... nicht sofort, aber schleichend spürte sie, wie die Zehen ständig vorne anstießen. Klar, der Schuh war ja nicht besonders fest geschnürt ... Sie bezahlt dafür den Nagel ihrer Großzehe, der bereits dunkelblau war, als sie abends nachsah. Die folgenden Tage führten uns bergab durch Nebelwälder und subtropische Natur, für uns fühlte es sich an, als wären wir dem Dschungel nahe. Wir sahen viele bunte Vögel und Schmetterlinge sowie farbenprächtige Pflanzen. Unerwartet, aber sehr schön! Das Gehen fiel etwas leichter, doch die Anstrengung der letzten Tage spürten wir immer noch in den Beinen. Die Landschaft veränderte sich ständig, und wir durchquerten kleine Dörfer, die uns das Gefühl gaben, in einer anderen Zeit zu leben. An einem der Tage übernachten wir in einer Region, die vom Kaffeeanbau lebte. Unser Hostel hatte hinter dem Haus eine eigene Kaffeeplantage, wo wir nach einem anstrengenden Tag noch eine Tour erhielten. Vor allem für Chrisi's höher schlagendes Kaffeeherz sehr interessant. Der 4. Tag forderte uns heraus, nicht weil die Wanderung so schwierig war, sondern weil wir einfach K.O. waren, wir konnten den Abend davor fast nicht mehr die Stiegen zum Abendessen bewältigen. Wir waren kurz davor aufzugeben. Aber irgendwas hat uns angetrieben, wir wollten das schaffen. Und am Nachmittag kamen wir in Hydroelectrica an. Finally. Ab hier konnten wir die letzten 10 km mit dem Zug nach Aguas Calientes zurücklegen. Und am letzten Tag standen wir schließlich vor Machu Picchu und in dem Moment waren die Anstrengungen der letzten Tage fast vergessen. Es war ein stiller, ehrfürchtiger Moment, den wir nicht mit anderen Menschen teilten – sondern nur mit der Vergangenheit dieses Ortes. Nach dem Trek gönnten wir uns einige Tage Ruhe, bevor wir uns auf den Weg zum Rainbow Mountain (Vinicunca) machten. Der Ausflug begann früh am Morgen, und wir waren noch müde von den vergangenen Wanderungen. Wir wurden im Vorhinein von einigen Reisenden darauf aufmerksam gemacht, dass der Berg mittlerweile von Touristen überrannt wird und sie sich teilweise bereits dagegen entschieden, ihn zu besuchen. Uns faszinierten aber die Erzählungen davon, also gingen wir trotzdem los. Um 3:15 morgens klingelte der Wecker, wir waren müde, aber es zahlte sich definitiv aus, früher zu starten. Der Aufstieg zum Rainbow Mountain war wieder eine körperliche Herausforderung – vielleicht hatten wir auch wieder etwas unterschätzt, was die Höhe von über 5.000 Metern mit uns machen würde. Die Farben des Berges waren faszinierend, fast unwirklich. Der Vinicunca war bis vor etwa 10.000 bis 15.000 Jahren von einem Gletscher bedeckt. Die heutige Sichtbarkeit der farbigen Schichten ist allerdings eine viel jüngere Entwicklung. Durch das beschleunigte Abschmelzen der Gletscher in der Region sind die Farben des Berges in den letzten Jahrzehnten, etwa vor 50 bis 70 Jahren, sichtbar geworden. Erst seit 2016 wird er zunehmend beliebter und ist nach dem Machu Picchu der meistbesuchte Ort in der Umgebung von Cusco. Die roten, gelben und grünen Streifen erinnerten uns daran, wie vielfältig und einzigartig die Natur in den Anden ist. Aber gleichzeitig merkten wir auch, wie wenig unser Körper auf diese Höhe vorbereitet war. Trotz mehrerer Tage in Cusco und dem Trek hatte die dünne Luft einen ständigen Einfluss auf uns. Der Anblick des bunten Berges war wunderschön, aber der Weg dorthin war anstrengend. Die Kombination aus Müdigkeit, Höhe und dem endlosen Marsch ließ uns mehr als einmal anhalten. Trotz allem: Oben angekommen, waren wir für einen Moment sprachlos. Es war, als ob die Natur selbst uns dazu aufforderte, innezuhalten und nur zu schauen. Als wir wieder runtergingen, merkte man, wie sich Touristenmassen auf den Weg hinauf machten, wir waren also froh, den Berg früh morgens noch relativ für uns allein gehabt zu haben. Beide Wanderungen zehrten an unserer Ausdauer und brachten uns an Grenzen, die wir vorher nicht gekannt hatten. Aber für die Aussicht würden wir es immer wieder versuchen!



