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Nepal

Eigentlich wird von Nepal zur Monsunzeit abgeraten – verständlich. Aber es war unsere letzte Gelegenheit, also haben wir es trotzdem gewagt. In der Trockenzeit hätten wir vielleicht einen Blick auf den Mount Everest riskiert, aber der dazugehörige Flughafen in Lukla gilt als der gefährlichste der Welt – und in der Regenzeit noch einmal mehr. Flüge fallen oft aus, und auch die neue Straße dorthin ist während der Monsunmonate oft unpassierbar. Also: kein Everest für uns.

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Kathmandu

Kathmandu empfängt uns mit einer ordentlichen Portion Chaos. Unser erster Stopp: Swayambhunath, der Affentempel, wo sich tatsächlich mehr Affen als Touristen tummeln. Der Trubel auf den Straßen ist laut, hektisch und irgendwie ein bisschen überwältigend. Wir hatten uns Nepal wohl ruhiger vorgestellt – vielleicht etwas mehr Berge, etwas weniger Hupen und Verkehr. Und man merkt schnell die Nähe zu Indien. Was uns überrascht: Auch wenn Nepal oft mit buddhistischen Symbolen wie Gebetsfahnen assoziiert wird, sind rund 80 % der Bevölkerung Hindus. Und irgendwie scheint sich hier sowieso alles zu vermischen – Hindus beten an buddhistischen Tempeln und umgekehrt. Viele Tempel werden schon für beide Religionen gebaut. Wir blicken nicht ganz durch, aber das macht nichts.

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Pokhara

Als Alternative zum Everest Gebiet geht’s für uns mit dem Bus in die Annapurna Region nach Pokhara – acht Stunden für überraschend wenige Kilometer. Die Straßenverhältnisse sind landesweit... ausbaufähig. Chris entscheidet sich angesichts seines noch nicht ganz überwundenen Infekts gegen eine Wanderung. Also fahren wir gemeinsam mit der Gondel auf den Sarangkot – in der Hoffnung, zumindest einen Blick auf den Machapuchare zu erhaschen. Aber wie Sie sehen, sehen Sie nichts.

Annapurna Base Camp

Am nächsten Morgen startet Kathi ihre fünftägige Wanderung zum Annapurna Base Camp mit einem einheimischen Guide – diesmal mit geliehenen Wanderschuhen, nachdem der letzte Trek in Peru ja Spuren hinterlassen hatte. Der Start ist direkt abenteuerlich: Eine dreistündige Jeepfahrt auf „naaaajaaaa, hoffentlich passiert nix“-Straßen endet im Steckenbleiben. Nach ein paar Versuchen, einem Fahrerwechsel und etwas Improvisation geht’s dann doch weiter. Erdrutsche sind keine Seltenheit, und zwischendurch durch Wasserfälle zu fahren auch nicht. Aber ich komme sicher an und beginne den Aufstieg. Vier Stunden und gefühlt 4.000 Stufen ging es mit hochrotem Kopf zum ersten Etappenziel: Sinuwa auf 2.300 m. Die Hoffnung, dass es in den nächsten Tagen weniger anstrengend wird, ist gering, und doch war die nächste Etappe nach Deurali (3.200 m) gefühlt nicht die schwierigste – auch wenn sie acht Stunden und über 1.000 Höhenmeter betrug, vielleicht gewöhnt sich der Körper langsam daran. Auf dem Weg sind viele Menschen unterwegs, die riesige Körbe schleppen. Hier gibt es keine Straßen, die das Zubringen mit Autos oder sonstigem ermöglichen. Die Jeep-Haltestelle war der letzte befahrbare Punkt. Bei dem Wetter wäre auch keine Rettung mit dem Hubschrauber möglich – also besondere Vorsicht, sich nicht zu verletzen. Alles, was selbst keine Stiegen gehen kann (Lebensmittel, Baumaterialien, etc.), muss von jemanden geschleppt werden. Zusätzlich dürfen Esel den Ort Bamboo nicht durchqueren, also wird ab hier alles von Menschen getragen. Unvorstellbar. Scheinbar hat das auch mit tiefen religiösen Überzeugungen zu tun. Die dritte Etappe war technisch nicht besonders herausfordernd, aber schön langsam machte sich die Höhe bemerkbar. Die Luft wurde knapper. Bereits vormittags erreichte ich das Annapurna Base Camp – bei Nebel. Am nächsten Morgen reißt der Himmel auf, und plötzlich stehen die Achttausender zum Greifen nah. Atemberaubend – im wahrsten Sinne des Wortes. Wie schön, das geschafft zu haben! Der Ausblick hielt nur wenige Minuten an, aber es war den Aufstieg definitiv wert. Wahrscheinlich würde es noch mehr Sinn machen, hier in der Hauptsaison im Frühjahr oder Herbst hochzugehen – in unserem Fall war es jedoch nicht anders planbar. Und es war auch so wunderschön. Uuund dann alles wieder runter (wobei „runter“ in Nepal eher „stundenlang steil bergauf und bergab“ bedeutet). Geplant war der Abstieg bis Bamboo, tatsächlich ging es aber zurück bis zur ersten Unterkunft in Sinuwa. 30 km im Vollregen. Die heiße Dusche habe ich dann dankend angenommen. Beim Runtergehen wird einem erst bewusst, wie weit man da hochgewandert ist – fast unrealistisch, das wirklich geschafft zu haben. Am letzten Tag begleitete mich ein Hund bis ganz nach unten. Er hatte sich selbst als Guide ernannt, ließ es ganz easy aussehen und wartete alle paar Meter darauf, dass ich endlich hinterherkam. Herzzerreißend, ihn dann einfach zurücklassen zu müssen. Es war definitiv eine der schwierigsten Wanderungen, aber komischerweise vergisst man ganz schnell, wie anstrengend es war, und behält nur noch das unglaubliche Panorama im Kopf. Und wer hätte schon gedacht, dass ich jemals im Himalaya umherspaziere? Ich nicht. Meine Beinmuskulatur vielleicht auch nicht.

©2024 by Kathi & Chrisi

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