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USA
Der Westen

Es gibt Reisen, die hinterlassen Spuren, und unser Roadtrip durch den Westen der USA war genau so eine Erfahrung – eine Mischung aus grandiosen Landschaften, kleinen Abenteuern und skurrilen Momenten, die wir nie vergessen werden. In knapp 4 Wochen fuhren wir von Salt Lake City aus über den Yellowstone bis nach San Francisco, durchquerten 6 States, 13 Nationalparks, staubige Wüsten und endlose Highways.

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Salt Lake City, Grand Teton & Yellowstone

Unser Roadtrip begann in Salt Lake City, einem Ort, der uns wenig beeindruckte, aber als perfekter Ausgangspunkt diente, um den Yellowstone-Nationalpark zu erreichen. Zuallererst müssen wir Chris noch unser Mitleid aussprechen, da er für die USA noch zu jung ist, um das Vertrauen der Versicherungen zu gewinnen. Da er keine 600 Dollar zusätzlich zahlen wollte, musste er Kathi die nächsten vier Wochen das Steuer übernehmen lassen. Was für ein Jammer … Jedenfalls fuhren wir direkt nach der Ankunft zur Antelope Island und sahen unsere ersten Büffel. Jippie! Uns wurde sofort klar, warum wir hier waren. Nach einer längeren Fahrt durch idyllische Landschaften und Wälder von Utah, durch Idaho bis an die Grenze zu Wyoming, erreichten wir schließlich unsere erste Unterkunft. Ein wunderschönes Blockhaus hieß uns willkommen, und wir fühlten uns nach dem Trubel in New York endlich wieder wohl auf dem Land zu sein. Als wir morgens aufwachten, war alles ein bisschen angezuckert. Damit hatten wir nicht gerechnet – es war ja erst Mitte Oktober. Unser Plan, im Auto zu schlafen, schien erneut gescheitert … oder könnten wir es vielleicht doch aushalten? Wir beschlossen, es zu versuchen, holten uns im Thrift Store in Jackson kurzerhand Schlafsack und Decke und hofften, so die kalten Nächte zu überstehen. Wir fanden einen kleinen, kostenlosen Stellplatz im National Forest kurz vor dem Eingang zum Grand Teton Nationalpark. Dort teilten wir uns den Platz mit einer koreanischen Familie – ein so schönes Erlebnis. Chris und ihr kleiner Sohn wurden beste Freunde: Sie erkundeten zusammen die Gegend, kochten, grillten Marshmallows. Das Lustige war, dass er nur Koreanisch sprach, aber die Kommunikation funktionierte trotzdem erstaunlich gut. Die Familie war unglaublich großzügig und teilte alles mit uns. Sie gaben uns sogar Händewärmer für die Nacht. Die Fensterscheiben waren zugefroren, und wir hofften nur, dass die Nacht schnell vorbeigehen würde. Spoiler: Wir haben es überlebt, aber ein bisschen kalt war es schon. Am nächsten Morgen ging es früh weiter in den Grand Teton Nationalpark. Kathi hoffte, Bären zu sehen. Auf dem Flug hierher hatte sie einen Film über die bekannteste Bärin der Region gesehen: Grizzly 399, die „Queen of the Tetons“ und sich als Ziel gesetzt ihr zu begegnen. Natürlich in sicherer Distanz im Auto. Leider bekamen wir sie nicht zu Gesicht, auch keine ihrer Artgenossen, aber ihr zuhause war wunderschön. Gleich danach fuhren wir in den ältesten Nationalpark der Welt. Yellowstone ist ein wahres Naturwunder, und wir verstehen, warum sich die Menschen 1872 dafür eingesetzt haben, das hier zu schützen. Kathi hatte Tränen in den Augen, als sie vor dem Grand Prismatic Spring stand. Als sie etwa zehn Jahre alt war, hatte sie im Englischunterricht zum ersten Mal davon gehört und nie gedacht, dass sie es einmal mit eigenen Augen sehen würde. Banale Träume, aber sie haben doch ihre Magie. Die farbenprächtigen heißen Quellen, die dampfenden Geysire wie der berühmte „Old Faithful“ und die vielen Tiere – von Bisons, die lässig die Straßen blockierten, bis zu eher scheuen Elchen in den Wäldern – waren einfach beeindruckend. Auf dem Rückweg hielten wir erneut in Jackson Hole und waren Gäste bei Hana und ihren verrückten Dogsitting-Hunden. Jackson ist eine malerische Kleinstadt, die uns mit ihrem Western-Charme überzeugte, zu bleiben. Die Hauptstraße war gesäumt von kleinen Boutiquen, Cowboy-Hüten und rustikalen Bars. Wir gönnten uns eine Mahlzeit in einem Saloon und stellten uns lebhaft vor, wie hier vor hundert Jahren echte Cowboys ihre Abende verbracht hatten, ein paar Cowboys zieren auch heute noch die Million Dollar Bar. Am nächsten Morgen nahmen wir noch an einem Yoga-Workout mit Hana teil. Nach den langen Autofahrten tat das richtig gut. Auf unserem Weg zu den Nationalparks in Utah konnten wir noch zwei Nächte bei Rolando übernachten und unternahmen gemeinsam mit seiner Familie Ausflüge nach Salt Lake und Park City. Letzteres ist eine bekannte Skiresort-Stadt. Wir waren uns nicht sicher, ob wir das durften, aber Rolando führte uns durch ein hochpreisig aussehendes Hotel zu einer Gondel, die uns kostenlos den Berg hinaufbrachte. Grundsätzlich verbindet die Gondel lediglich die zwei Hotelstandorte, wie wir später herausfanden. Wahrscheinlich war das hier nur für zahlende Hotelgäste gedacht, aber Rolando meinte auf unser Unwohlsein, dass er schon mehrfach hier war und es absolut in Ordnung wäre. Also genossen wir in Leggings und Jogginghosen das Leben der High Society und entspannten auf Poolliegen neben den Reichen und Schönen. Definitiv ein witziges Erlebnis! Zum Abschluss bekamen wir noch eine Führung durch die Headquarters der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage, für uns bekannt als Mormonen, da Rolando dieser Religion angehört. Es war spannend zu sehen, wie begeistert die jungen Missionarinnen waren. Sie alle wirkten überaus freundlich und vor allem glücklich mit dem, was sie taten. Spannend für uns war es auf jeden Fall mehr über die Religion der Pioniere zu erfahren, die die Region hier aufgebaut haben. In und um Salt Lake City gehört die große Mehrheit den Mormonen an, in Rolandos Stadtteil angeblich sogar über 90%. Wieder was Neues gelernt.

Die "Mighty Five" in Utah

Utah mit all seinen Nationalparks war schon eine Augenweide. Die fünf großen Nationalparks – Arches, Canyonlands, Capitol Reef, Zion und Bryce Canyon – boten völlig unterschiedliche Landschaften, die uns oft den Atem raubten. Kaum hatte man das Gefühl, das Auge hätte sich an einer Kulisse sattgesehen, tauchte eine völlig neue Szenerie auf. Wir können kaum noch zählen, wie oft wir „Wow, schau dir das an!“ gesagt haben. Arches war mit seinen gigantischen, natürlich geformten Steinbögen zum Staunen. Canyonlands wirkte dagegen unendlich – eine schier endlose Wüstenlandschaft aus Schluchten und Plateaus, die wir von verschiedenen Aussichtspunkten bestaunten. Capitol Reef war etwas anders als erwartet. Große Teile des Parks waren gesperrt, weil die einzige Straße, die ins Tal hineinführte, erneuert wurde. Dennoch fühlten wir uns in den Teilen, die wir besuchen konnten, sehr wohl. Zunächst glaubten wir, durch eine karge Wüstenlandschaft zu fahren, aber kurz nach dem Eingangsschild öffnete sich ein üppig grünes Tal, umgeben von leuchtend roten Felsen. Spannend! Genau diese Kontraste nutzten einst die Mormonen-Pioniere, die hier im Schutz der Berge Obstbäume pflanzten. Bis heute verkaufen einige Familien in der Region ihre selbstgemachten Fruitpies – eine Tradition, die wir uns natürlich nicht entgehen ließen. Zion war der abwechslungsreichste der fünf Parks und zugleich der beliebteste – und das spürte man. Im Gegensatz zu den anderen Parks war es hier ziemlich überlaufen. Aber das wundert uns nicht: Hinter jeder Kurve wartete eine neue Überraschung. Und uns ist natürlich bewusst, dass wir nicht die einzigen Reisenden sind, die sich diesen Park nicht entgehen lassen wollen. Ins Valley selbst konnte man nur mit dem Shuttlebus oder mit einem geliehenen Fahrrad. Wir entschieden uns für die Shuttlebus-Variante und fanden, als wir wie Sardinen geschlichtet standen, dass die Radfahrer draußen doch deutlich entspannter aussahen. Dennoch finden wir das System großartig: Es hält den Verkehr aus dem Tal heraus und lässt die Natur Natur sein. Zum Schluss bewunderten wir noch den Sonnenaufgang im Bryce Canyon, der uns mit seinen unzähligen orangefarbenen kraterartig angeordneten Felsnadeln, den sogenannten Hoodoos, wieder mal ins Staunen versetzte. Und ein besonderer Bonus bei all dem war die wärmere Gegend, die es uns entspannt ermöglichte, endlich Geld zu sparen, indem wir im Auto übernachteten. Campen machte endlich wieder Spaß, und es gab soo viele freie Stellplätze inmitten der Natur. Wir blieben einfach, wo es uns gefiel, und genau da verstanden wir, was Amerikaner meinen, wenn sie von Freiheit sprechen. Teilweise standen wir neben den luxuriösesten RVs, die ihre Seitenwände ausfahren konnten, um noch größer zu werden, während wir mit unserem möchtegern-ausklappbaren Campingkocher vier Kochvorgänge für eine Portion Spaghetti brauchten. Aber für uns war’s perfekt. Und der Sternenhimmel war jedes einzelne Mal das Tüpfelchen auf dem i.

Hot Springs, Antilope Canyon & Monument Valley

Rund um die Mighty 5 gab es noch ein paar richtig coole Naturschauspiele, die wir zwischendrin besucht haben. Zum Ersten gab es da Hot Springs mitten im Nirgendwo, gratis zugänglich, ganz unkompliziert. Dort trafen wir Locals, die gleich im Dorf unten wohnten und uns nicht nur die Geschichte des Ortes erzählten, den es so wie er jetzt ist erst seit ein paar Jahren gibt, sondern auch ein paar Tricks verrieten. Zum Beispiel, wie man die Temperatur der Becken beeinflussen kann, indem man mit Steinhaufen die Fließrichtung des heißen Wassers verändert. Lustig und praktisch zugleich, da wurde uns gleich ein bisschen wärmer – so lässt sich’s wunderbar aushalten fand Kathi, während Chris so langsam vor sich hin köchelte. Gewaltig war auch der Antelope Canyon, für den wir verrückt viel Geld ausgegeben haben, aber wir sind uns einig: Wir würden es wieder machen. Die Schönheit vor Ort ist kaum mit Fotos einzufangen. Der Canyon kann sich bei Regen komplett mit Wasser füllen, und durch die wirbelnden Bewegungen von Sand und Stein entstehen diese spektakulären, fast surrealen Formationen. In der Nähe hätte es eine Wanderung zu weiteren spannenden Felsformationen gegeben. Leider hat sie in den letzten Jahren an Bekanntheit zugenommen, weshalb die einheimischen Navajos die Reißleine zogen. Mittlerweile braucht man eine Genehmigung, wovon es lediglich 64 pro Tag gibt. Da der Andrang deutlich höher ist, entschieden sie sich dafür, die Tickets zu verlosen. Um an der Lotterie teilnehmen zu können, muss man sich zwei Tage davor maximal 40 Meilen von einer Pickup-Station des Navajo-Reservats befinden und online einen kleinen Beitrag bezahlen. Auch wenn wir nicht zu den Gewinnern gehörten, finden wir diese Maßnahme gerechtfertigt, um die Auswirkungen der vielen Besucher minimal zu halten. Deshalb ging es für uns weiter zum Monument Valley, das uns sofort an die Western-Filme von früher erinnerte. Aber schaut selbst ...

Grand Canyon, Route 66 & Joshua Tree

Und zu guter Letzt gings zum Grand Canyon ... Ja, was fällt uns dazu ein? Ein UNESCO Weltkulturerbe seit 1979. Kann man die Größe dessen überhaupt begreifen? Wir sind uns nicht sicher und buchen nach langem Überlegen einen Flug mit einer Cessna, wie Chrissis Eltern es vor über 30 Jahren getan haben. Sie fanden es damals großartig, und allein die Erzählungen nahmen uns die Entscheidung ab. Anstatt nur die üblichen Aussichtsplattformen zu besuchen, ging es für uns also hoch in die Luft. Was wir nicht wussten: Ein Flug über den Canyon kann ganz schön turbulent werden. Der Wind rüttelte so sehr an unserem kleinen Flugzeug, dass wir uns zwischen Staunen und Panik nicht entscheiden konnten. Als wäre das nicht genug, untermalte die Airline unseren Audio-Guide mit dramatischer Hintergrundmusik, die an die Abenteuer von „Indiana Jones“ erinnerte. Wer auch immer sich das ausgedacht hat, hatte offenbar einen guten Humor! Kathi war jedenfalls heilfroh, als wir wieder festen Boden unter den Füßen hatten. Sie ist sich jetzt absolut sicher: Den Flug über die Nazca-Linien in Peru hätte sie nicht überstanden. Ein Stück weiter im Süden führte uns ein Abschnitt über die legendäre Route 66. Die Straße selbst ist von Nostalgie durchzogen: alte Tankstellen, verlassene Diners und jede Menge Retro-Schilder begleiteten uns. Es holte uns wieder das Gefühl von Freiheit ein, wenn wir darüber nachdachten, wie viele Hippies sich damals auf den Weg in den Westen gemacht haben, bevor die Straße 1971 offiziell von der Liste der U.S. Highways gestrichen wurde. Die Geschichte der Route 66 ist untrennbar mit der Entwicklung Amerikas im 20. Jahrhundert verbunden. 1926 offiziell eröffnet, erstreckte sie sich über rund 2.400 Meilen (ca. 3.860 km) von Chicago bis nach Santa Monica und verband den Mittleren Westen mit dem Pazifik. Während der Dust-Bowl-Krise in den 1930er-Jahren war die Straße ein Hoffnungsschimmer für viele, die vor Armut und Dürre flohen, um in Kalifornien ein neues Leben zu beginnen. Später wurde sie zur Lebensader für den amerikanischen Straßenverkehr, bevor sie in den 1970er-Jahren durch moderne Interstate-Highways ersetzt wurde. Auf unserem Weg erreichten wir schließlich Oatman, ein kleines Wüstenstädtchen in Arizona, das seinen besonderen Charme der Zeit der Goldgräber verdankt. Hier begegneten uns die berühmten Esel, die frei durch die Straßen laufen. Diese Tiere sind Nachfahren der Esel, die einst von den Minenarbeitern zurückgelassen wurden, als die Goldminen in der Region geschlossen wurden. Sie sind heute ein fester Bestandteil des Ortsbilds und werden von Einheimischen und Touristen gleichermaßen geschätzt. Kathi war sofort verliebt in die Esel und musste jedem einzeln Hallo sagen. Sie waren aber auch halbwegs Lauser. Judy, die einen Saloon am Anfang der Straße betrieb, erzählte uns beispielsweise, dass sie wegen des kleinen vier Monate alten Babyesels ein neues Schloss am Tor anbringen musste, weil der Kleine herausgefunden hatte, dass man die Kette einfach aushängen kann. Sie demonstrierte es uns, und wir konnten uns vor Lachen nicht halten. Viele Touristen lassen es sich nicht nehmen, die Esel zu füttern, und machen auch keinen Halt vor den Kleinen, die eigentlich nur Muttermilch haben sollten. Die Idee, das zu lösen, fanden wir jedenfalls einfallsreich. Es fühlte sich an, als wäre die Zeit in Oatman stehengeblieben – ein lebendiges Relikt aus einer längst vergangenen Ära. Wenig später mussten wir uns von der Straße verabschieden, um zum nächsten Nationalpark zu kommen. Schließlich erreichten wir den Joshua Tree, der von einer surrealen Kombination aus bizarren Bäumen, die eher aussahen wie Kakteen, und riesigen Granitfelsen geprägt war. Allerdings müssen wir zugeben: Nach all den Wüstenlandschaften zuvor konnten wir uns an dieser Szenerie nicht mehr so richtig begeistern. Vielleicht waren unsere Augen einfach „sattgesehen“. Wir fanden die Bäume aber trotzdem ganz cool und sind froh, dass sie an diesem Ort hier geschützt werden.

Los Angeles

Nächster Stopp war Los Angeles, wo wir das Glück hatten, rund fünf Tage bei John, einem herzlichen Couchsurfing-Host, unterzukommen. Er hatte eine zuckersüße Hündin aus dem Tierheim, Olive, die zu Beginn alles andere als begeistert war, uns kennenzulernen. Sie war super ängstlich und scheu. Aber wir gaben nicht auf und haben schließlich ihr Herz erobert. Am ersten Abend unseres Aufenthalts saßen wir vor dem Fernseher und schauten die Baseball World Series. Die LA Dodgers gewannen das Spiel in New York, wodurch sie die Serie vorzeitig entschieden – was bedeutete, dass es keine Möglichkeit mehr gab, sie am 2. November in Los Angeles live spielen zu sehen. Die Baseball-Regeln waren für uns zwar nicht ganz durchschaubar, aber wir freuten uns trotzdem mit der gesamten Stadt über den Sieg. Ganz ehrlich: Wir hätten uns die Tickets für 1.000 bis 25.000 Dollar sowieso nicht leisten wollen, auch wenn der Gedanke daran schon verlockend war. Dafür gab es am Wochenende eine riesige Dodgers-Parade, ein bisschen verrückt. Unser eigentlicher Plan war es jedoch, echtes amerikanisches Halloween in Los Angeles zu erleben. Wir hatten von der berühmten Parade, oder besser gesagt dem Halloween Carnival Festival, auf dem Santa Monica Boulevard gehört und wollten uns dieses Spektakel nicht entgehen lassen. Vorher trafen wir ein paar Locals und andere Couchsurfer zum Dinner, und zusammen machten wir uns dann auf den Weg. Die Stimmung war einfach großartig, und es war ein unglaublich cooles Erlebnis, diese verrückten Kostüme, die ausgelassene Party und die typisch kalifornische Atmosphäre mitzuerleben. Ein Abend, den wir so schnell nicht vergessen werden! Ansonsten erkundeten wir das, wofür L.A. bekannt ist – die Filmproduktion. Den ersten Einblick erhielten wir bei einer Warner Bros. Studio Tour, ein paar Tage später den zweiten bei den Universal Studios. Diesmal unter der Woche, mit spürbar geringeren Wartezeiten. Kann auch sein, dass wir vom Disneyland schon abgehärtet waren. Ein Abstecher nach Malibu durfte auch nicht fehlen, und wir haben es so genossen. Wir verbrachten einige Tage an den Stränden Kaliforniens. In Santa Monica fuhren wir noch den letzten Abschnitt der Route 66 gemeinsam mit John. Beim letzten Diner auf der Route 66 gingen wir Mittagessen und bekamen die Mentalität der Amerikaner ein bisschen zu spüren. Bei einem heftigen Windstoß kippte der Sonnenschirm um und traf Kathi leicht. Olive war so verschreckt, dass John und sie schon mal ins Auto vorgingen. Wir bezahlten in Ruhe und kamen nach. John meinte dann nur: "Habt ihr jetzt ernsthaft dafür bezahlt? Die können froh sein, dass ihr sie nicht verklagt." Während wir nur froh waren, dass uns eigentlich nichts passiert ist. Am Venice Beach, bekannt für den Ursprung der Skater-Szene, bemerkten wir, dass Skater gar nicht mehr wirklich vertreten waren, Roller Skates dafür absolut boomen. Wir saßen eine Weile nur da und beobachteten die coolen Socken, wie sie am Roller Dance Plaza umhercruisten. Natürlich spazierten wir auch am glamourösen Hollywood Boulevard und dem Walk of Fame. Wobei wir finden, dass der Glamour möglicherweise schon ein paar Jahre zurückliegt, was uns die Leute, die hier wohnen, mehrfach bestätigten. L.A. hat ein riesiges Problem mit Obdachlosigkeit und Drogen. Wir sind schockiert. Vor allem die sogenannte "Zombie-Droge" fegt durch die Straßen. Menschen wandeln umher wie Zombies, sind psychotisch, falten sich in einer anatomisch nahezu unmöglichen Weise am Straßenrand zusammen – man kann nicht mehr erkennen, ob sie überhaupt noch am Leben sind. Locals warnen uns, sie ja nicht anzusprechen oder gar zu versuchen, sie aufzuwecken, da die Gewaltbereitschaft ungemein hoch ist. Wir schaffen es fast nicht, einfach vorbeizugehen. Man kann sie doch nicht einfach hier liegen lassen? Aus Selbstschutz und der eindringlichen Warnung der Einheimischen machen wir beide Augen fest zu und gehen weiter. Wie kann eine so reiche Stadt hier einfach wegschauen? Die Fentanylkrise ist real und nahezu an jedem Ort in L.A. sichtbar. Aber auch die anderen großen Städte stehen ihr nicht nach, wie wir später herausfinden. Bevor es für uns weitergeht, schauen wir noch an der UCLA vorbei, um ein wenig Campus-Feeling zu spüren. Klappt nicht ganz – wir haben bis jetzt noch nicht ganz realisiert, dass wir eigentlich schon deutlich älter sind als die Campus-Kids. Aber nett war’s trotzdem.

Las Vegas, Area 51 & Death Valley

Vegas, Baby! Las Vegas war ein bisschen anders, als wir es uns vorgestellt hatten – aber gut, wir sind auch nicht so die Spieler. Man merkt schnell, dass hier viel Geld fließt und die Casinos von der Spielsucht vieler Menschen profitieren. Bereits am Vormittag sieht man Menschen, die an die Bildschirme der Einarmigen Banditen gefesselt sind und in wenigen Minuten Hunderte von Dollar verspielen. Beim Glücksspiel beschränkten wir uns auf ein Budget von exakt 27$: 1$ jeweils bei den Einarmigen Banditen und 25$ gemeinsam beim Roulette, was wir – wenig überraschend – schnell verloren. Man kann nicht alles haben. Wie sagt man so schön: Glück in der Liebe, Pech im Spiel. Trotzdem war es amüsant, durch die leuchtenden Hotels und Casinos zu schlendern. Nach Vegas ging es ins Death Valley, das seinem Namen alle Ehre machte. Auf dem Weg machten wir noch einen kleinen Abstecher nach Area 51 – Aliens haben wir zwar keine gesehen, dafür hatten wir ein komisches Gefühl im Magen, in der Nähe des geheimsten Orts der USA zu sein. Noch kurz zum Death Valley: Die Wüstenlandschaft mit ihren sandigen Dünen und dem ausgetrockneten Salzsee im Badwater Basin ließ erkennen, dass es hier tatsächlich nicht recht viel Leben gibt. Übrigens ist Badwater Basin der drittniedrigste begehbare Punkt der Welt und liegt bei 85,5 Metern unter dem Meeresspiegel. Wir sind ganz froh, im Herbst hier zu sein, denn die Temperaturen, die gewöhnlich bis zu über 50°C erreichen können, sind schön mild.

Sequoia & Yosemite

Und wer könnte es erraten? Es geht zum wiederholten Mal in einen Nationalpark – diesmal in den Sequoia. Wir dachten schon, mächtige Bäume gesehen zu haben, aber die hier waren von einer anderen Dimension. Chris überlegte schon, wie man es bewerkstelligen könnte diese Bäume umzuschneiden und wie viel Holz man da wohl herausbekäme. Natürlich nur Gedankenspiele, denn die Bäume hier wachsen schon seit Tausenden von Jahren, und wir sind ganz froh, dass sie bis jetzt in Ruhe gelassen wurden. Zum Abschluss fuhren wir noch zum Yosemite Nationalpark. Schon die berühmten Wasserfälle und die riesigen Granitfelsen wie El Capitan waren beeindruckend, doch die Begegnung mit einem Luchs mitten auf unserem Weg war der Höhepunkt. Chrissi meinte nur: "Wos isn des fia a große Kotz?" Er stand plötzlich nur wenige Meter entfernt von uns, blickte uns an und ließ sich nicht beirren. Und wie sollte es anders kommen: Der Akku war in dem Moment leer, als das erste Foto gemacht wurde. Zum Schreien, wirklich. Chris hatte sein Handy natürlich im Auto gelassen, also war die einzige Möglichkeit, die Bobcat einfach so zu bestaunen. Als wir dann im Auto waren, überlegte Kathi, nochmal kurz hinzuschauen – vielleicht ist sie ja doch noch da. Wir gingen an den Ort zurück, und tadaa, sie war tatsächlich noch da. Ein Moment, der uns lange in Erinnerung bleiben wird. Wir bereuen manchmal, für solche Schnappschüsse keine bessere Kamera dabei zu haben, aber schlussendlich geht es ja darum, die Momente nicht zu vergessen. Wer also schöne Bilder von Luchsen sehen möchte, tippt’s einfach kurz bei Google ein. ;)

San Francisco & der Pacific Coast Highway

San Francisco war der Endpunkt unserer Reise am Festland – und was für einer! Kathi hatte sofort 1.000 Kindheitserinnerungen. Nicht, weil sie schon mal da war, sondern wegen der Kultserie "Full House". Die Stadt hat eine besondere Atmosphäre, sei es auf der Golden Gate Bridge, in den hügeligen Straßen oder am Pier 39. Um den letzten Teil der Reise gebührend zu feiern, mieteten wir für zwei Tage ein Cabrio, und endlich, endlich durfte Chris wieder fahren. Für die zwei Tage waren die Kosten überschaubar. Also ab über die Golden Gate Bridge mit der Titelmelodie von "Full House" auf höchster, für die Ohren noch erträglichen Lautstärke – und dann den Pacific Coast Highway (Hwy 1) runter. Wow. Wir dachten uns schon, dass es im November auch schon ein bisschen kühler werden kann, aber wie uns die Wise Guys gelehrt haben: "Jetzt ist Sommer, egal ob man schwitzt oder friert, Sommer ist, was in deinem Kopf passiert." Und nach diesem Motto ließen wir uns den Spaß nicht nehmen: Die Heizung und Sitzheizung liefen auf Hochtouren, während wir mit offenem Verdeck fuhren – wenn schon Cabrio, dann richtig! Am letzten Tag in San Francisco gingen wir noch zu einem University-Basketball-Spiel und fühlten uns wie in einem High-School-Film. Unser ursprünglicher Gedanke war lediglich die bessere Leistbarkeit, aber die Stimmung vor Ort war großartig. Gleichzeitig war das 70. Jubiläum des Nursing Departments der San Francisco University, was während der Spielunterbrechungen groß und wertschätzend gefeiert wurde. San Francisco war rückblickend sicherlich eine der schönsten Städte für uns, aber auch hier begegneten wir der bitteren Armut auf den Straßen, obwohl wir uns hier viel, viel sicherer fühlten. Wir hörten im Nachhinein, dass das auch mit den erst kürzlich stattgefundenen Kommunalwahlen zusammenhängt und als Wahlstrategie die Straßen "sauber" gehalten wurden. Ob da eine echte "Lösung" dahintersteckt, wissen wir nicht. Jedenfalls brauchen wir in den kommenden, wärmeren Gegenden unsere Schlafsäcke nicht mehr und spenden sie gemeinsam mit unseren restlichen Essensvorräten an wohnungslose Menschen, bevor wir uns auf den Weg zum Flughafen machten. Nächster Halt: Hawaiiiiiiii. Aloha und bis bald!

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©2024 by Kathi & Chrisi

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