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Japan

Japan ist eines dieser Länder, das viele Vorstellungen weckt, bevor man überhaupt angekommen ist. Roboter, Hightech-Toiletten, blinkende Neonreklamen und Züge, die mit Überschall durch die Landschaft gleiten. Die leben da schon in 2050, heißt es immer. Vielleicht galt das mal. Heute wirkt vieles erstaunlich analog. Fahrkartenautomaten mit Röhrenbildschirm – futuristisch war da wenig. Eher eine Art liebevoll gepflegte Dinosauriertechnik. Technik, die zwar funktioniert, keine Frage, aber irgendwie stehen geblieben ist.

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Tokyo

Wir beginnen in Tokyo, lassen uns ein auf das bunte Treiben der Mega-Metropole, verlieren uns in Neonlichtern, Tempeln zwischen Wolkenkratzern und dem ständigen Geruch von gutem Essen. In versteckten Seitengassen suchen wir traditionelle Gerichte, und das funktioniert meistens wunderbar, auch wenn die Besitzer dann meist nicht auf Touristen ausgelegt sind und die ein oder andere Sprachbarriere entsteht. Es schmeckt trotzdem eigentlich immer. In Shibuya der berühmte Zebrastreifen, in Akihabara die blinkenden Spielhallen, der Tokyo Tower mit zur Kirschblüte passender Lichtershow, in Asakusa der Duft von Räucherstäbchen bei menschenüberlaufenen Tempeln. Alles passiert gleichzeitig – und trotzdem hat alles seinen Platz. Außer Mistkübel, die haben scheinbar keinen Platz auf Japans Straßen, wir suchen sie jedenfalls vergeblich. Die Parks sind voll mit Menschen, die das Sakura Festival feiern, picknicken unter den blühenden Kirschbäumen. Familie und Freunde lachend beieinander mit gepackten Bento-Boxen. Ein wunderschönes Bild, wenn man im Gegenzug die Einsamkeit der Menschen in den Straßen der vollen Stadt sieht. Denn auf den ersten Blick ist vieles, was hier passiert, beeindruckend. Die Disziplin, die Ordnung, die scheinbar reibungslos funktionierenden Abläufe. Niemand drängelt, niemand telefoniert laut, niemand kommt zu spät. In den U-Bahnen stehen alle in der Reihe, es herrscht fast völlige Stille, selbst wenn die Waggons voll sind. Man kann stundenlang unterwegs sein, ohne ein Wort zu hören. Die Menschen sind scheinbar so überarbeitet, dass sie in der U-Bahn im Sitzen schlafen, und das nicht nur ein oder zwei, sondern reihenweise. Und dann diese Automaten, die überall sind. Man bestellt sein Essen, bezahlt Tickets, checkt ein oder aus – alles, ohne auch nur einmal mit einem anderen Menschen sprechen zu müssen. Einzelsitzplätze im Restaurant, alles ist so gestaltet, dass man seine Ruhe hat. Was zuerst nach Freiheit klingt – niemand beobachtet dich, niemand bewertet dich – kippt nach ein paar Tagen in etwas anderes. Wir merken, wie sehr wir es vermissen einfach mal laut zu lachen. Denn jedes Mal, wenn wir es doch tun, spüren wir: Das gehört sich hier nicht. Alles wirkt zurückgezogen, still, ja fast isoliert. Spielehallen, ein großer Teil der Kultur hier, zeigen das noch mal auf ganz eigene Weise: Menschen sitzen stundenlang an alten, blinkenden Konsolen, die aussehen wie Zeitkapseln aus den 2000ern. Ihre Finger fliegen über Knöpfe, als würden sie in ihrem Leben nie was anderes machen. Niemand redet, niemand schaut auf, der Blick fest auf den alten Bildschirm geheftet. Arg. Tokyo ist trotzdem wunderschön. Sicher, sauber, detailverliebt und voller Kultur. Einfach ein bisschen anders als wir uns das vorgestellt haben.

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Kyoto

Dann fahren wir mit dem Shinkansen weiter nach Kyoto, um die traditionellere Seite Japans zu bewundern. Für eine Autofahrtzeit von sieben Stunden benötigt der Zug nur drei – da kann sich die ÖBB wohl ein Scheibchen abschneiden. Auf der Strecke kann man theoretisch den Mount Fuji betrachten, hätten wir besser die Wetterbedingungen vorher geprüft. Angekommen stellen wir fest, besser früh aufzustehen, um nicht in Touristenmassen unterzugehen. Also besuchen wir alte Schreine, spazieren durch Bambuswälder ganz am Morgen oder betrachten die Kirschblüte bei Nacht.

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Osaka

Und zum Abschluss geht’s noch kurz nach Osaka. Hier finden wir abseits des Osaka Castles tatsächlich alles ein bisschen futuristischer als in Tokyo. Aber ja, die Schreine haben uns irgendwie besser gefallen.

©2024 by Kathi & Chrisi

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