Thailand
Oh, wie freuten wir uns auf Thailand. Auf Inseln, die wie aus dem Bilderbuch wirken, auf Mango Sticky Rice zum Frühstück – und zum Mittag- und Abendessen. Auf das Gefühl, barfuß durch warmen Sand zu laufen. Sonne, Meer, Schnorcheln, Massagen, Roller fahren – und dabei ganz nebenbei in eine absolut entspannte Kultur eintauchen. Die abends aus dem Nichts auftauchenden Garküchen am Straßenrand dufteten schon von Weitem nach Yellow Curry (und manchmal auch ein bisschen nach Magenverstimmung). Wegen unserer Hygienebedenken zog es uns zwar meist in kleine Restaurants, aber Streetfood und Nightmarkets gehören einfach dazu. Auch das Chaos der Städte, das wilde Miteinander von Verkehr und Marktständen und die absolute Ruhe in den Tempeln, war genau das, worauf wir uns freuten.

Chiang Mai
Wir reisen weiter zu dritt in den Norden Thailands – genauer gesagt nach Chiang Mai, der ehemaligen Hauptstadt des Königreichs Lanna. Heute ist sie die zweitgrößte Stadt des Landes und bekannt für ihre entspannte Atmosphäre, alte Tempel und kreative Szene. Wir haben das Glück (oder das nasse Vergnügen), genau zum Songkran-Festival anzukommen, dem traditionellen thailändischen Neujahrsfest. Was früher als rituelle Reinigung mit geweihtem Wasser begann, ist heute ein landesweites Spektakel: drei Tage lang verwandeln sich die Straßen in gigantische Wasserschlachten. Es wird geschüttet und gelacht – völlig egal, ob groß oder klein, arm oder reich, in der Stadt oder am Land. Die Stadt steht Kopf, und wir sind mittendrin und waschelnass. Auch wenn der ursprüngliche spirituelle Kern hinter dem ausgelassenen Fest etwas verblasst scheint, ist es beeindruckend zu sehen, wie offen, bunt und gemeinschaftlich gefeiert wird. Von Chiang Mai geht’s weiter nach Chiang Rai, nahe der Grenze zu Laos und Myanmar. Die Region ist ländlicher, bergiger, kühler – und Heimat einiger der bekanntesten modernen Tempel Thailands. Besonders auffällig: der Wat Rong Khun, besser bekannt als der „Weiße Tempel“. Anders als die jahrhundertealten Anlagen startete dieser Bau 1997. Abgebildet sind die Terroranschläge vom 11. September, Atombomben, brennende Städte und moderne Technologie wie Raketen und Handys. Auch Darth Vader und Kampfroboter sind Teil dieser apokalyptischen Darstellung, genauso wie Superman, Batman, Spider-Man, die Minions, Hello Kitty, Neo aus The Matrix, und sogar Pokémon – sie alle tauchen in den Wandbildern im inneren des Tempels auf. Scheinbar um die aktuellen Ereignisse der jetzt lebenden Generationen einzufangen, wie es auch früher üblich war. Wir lernen generell einiges über den Buddhismus – auch eine spannende Weltanschauung, die sich in vielen kleinen Gesten widerspiegeln soll. Auf dem Weg passieren wir die Mae Kachan Hot Springs – heiße Quellen, die zwar nicht zum Baden taugen, aber zum Eierkochen. Das wird touristisch vermarktet: Man kauft ein Körbchen mit Hühner- oder Wachteleiern und hält es in die dampfenden Becken. Angeblich entsteht so hartes Eigelb mit flüssigem Eiweiß, vielleicht ähnlich zum japanischen Onsen-Egg… Weniger leicht zu greifen ist unser nächster Zwischenstopp in einem Dorf, in dem Angehörige der Padaung (oder „Long Neck Karen“) leben, einer ethnischen Gruppe aus dem Hochland Myanmars. Viele von ihnen flohen in den 1990er-Jahren vor der Militärdiktatur nach Thailand. Die hier lebenden Frauen tragen ihre berühmten Messingringe um den Hals – ein Brauch, der ursprünglich mit Sicherheit vor Tigern, Schönheitsidealen und kultureller Zugehörigkeit zusammenhing, heute aber vor allem Touristen anlockt. Wir fühlen uns ein bisschen wie im Zoo, vor allem, weil die Menschen von Besuchern teilweise auch so behandelt werden. Ohne zu fragen, ihre dicken Kameras mitten in ihre Gesichter halten oder sich ihnen fast auf den Schoß setzen. Natürlich wird das ganze hier auf dem ersten Blick freiwillig angeboten und sie verdienen Geld damit hier von sich Fotos machen zu lassen, aber ein wenig ethisch respektvoller Umgang könnte manchmal nicht schaden. Ein Mini-Einblick in die Kultur der Padaung, den wir uns beim nächsten Mal vielleicht sparen würden.




Krabi
Später geht’s für uns in den Süden. Unsere Reiseroute ist alles andere als linear, aber das stört uns in dem Fall nicht. In Krabi beeindrucken uns vor allem die meterhohe Kalksteinformationen. Eine Fahrt mit einem der bunten Longtailbooten gehört natürlich dazu – die Felsen ragen wie Statuen aus dem Meer und das Wasser schimmert türkis. Paradiesisch. Wenn da nicht die Motoren der traditionellen Boote wären, die von alten Autos oder Trucks stammen. Sie sind nämlich laut – richtig laut – und auch wenn sie beeindruckend zuverlässig sind (gefühlt kann jeder Bootsführer seinen Motor im Halbschlaf zerlegen und wieder zusammensetzen), ist die Geräuschkulisse eher etwas für robuste Ohren. Ansonsten genießen wir die Umgebung. Krabi ist einfach schön, Punkt.




Bangkok
Wir fliegen noch zum Verabschieden - Tschüüüss Resa - mit nach Bangkok, und sind ganz froh, in die Nähe vernünftiger medizinischer Versorgung zu kommen, ein Aspekt, den man in solchen Momenten wirklich zu schätzen weiß. Mit hohem Fieber und massiven Kopf- und Nackenschmerzen sollte man in tropischen Gebieten vielleicht nicht Spaßen. Also gings für Kathi ins Krankenhaus. Und für Chris begann eine Reihe unzähliger Telefonate mit der Versicherung und der Verrechnungsabteilung des Krankenhauses, bei der die Informationsweitergabe an unsere Versicherung immer ein bisschen stockte... mühsam. Viele, viele Bluttests, einem MRT und einer Lumbalpunktion später wissen wir immer noch nicht welches Virus uns hier Sorgen bereitet hat, aber ja. Für Kathi gar nicht so leicht mal auf der anderen Seite zu sein, aber die Versorgung war grundsätzlich einwandfrei. Zwei Wochen später ist alles wieder gut, und sie ist wieder so fit wie vorher, also gar nicht, aber gesund hald😅




Cha-Am
Zum langsamen Erholen buchten wir uns noch eine Woche ein Resort in Cha Am, einem Küstenort südlich von Bangkok, wohin uns der Zug im gemütlichen Schlafwagen bringt. Nach ein paar Tagen Ruhe hält uns aber nichts mehr auf den Poolliegen. Wir mieten einen Roller und erkunden die Gegend. Wir sahen ganz viele wilde Affen, denen Kathi wiedermal stundenlang zuschauen könnte und dementsprechend an Chris' Geduldsfaden zieht. Macht aber nichts, sie lässt sich trotzdem Zeit beim Schauen. Für die Gibbons und Dusky Leaf Monkeys brauchten wir schon eine ganze Menge Glück, während die Wahrscheinlichkeiten Makaken bei Tempelanlagen zu sehen relativ hoch war. In Wirklichkeit sind es angefütterte Altbestände der ehemaligen Affentempel. Das Füttern ist mittlerweile verboten, wirklich dran halten... wissen wir nicht. Sie zu beobachten ist trotzdem spannend...für Kathi zumindest ;) Unter anderem machen wir uns auf den Weg zum berühmten Maeklong Railway Market. Das bedeutete Sitzfleisch. Zwei Stunden auf dem Moped waren eine ungewohnte Herausforderung. Respekt an alle, die das regelmäßig machen. Hier verläuft jedenfalls ein Markt über aktive Bahngleise – und wenn der Zug kommt, wird innerhalb von Sekunden alles zusammengeklappt. Obstkisten, Sonnenschirme, Tische – es ist ein eingespieltes Ritual. Die Präzision beeindruckt, auch wenn man sich fragt, wie lange das wohl noch gutgeht. Obwohl eine Verkäuferin meinte, "wir passen schon auf, wenn sich jemand ernsthaft verletzt, müssen wir zusperren." Macht Sinn. In der Nähe besuchen wir auch den Damnoen Saduak Floating Market – mit eine der bekanntesten Touristenattraktionen. Klar, es ist laut, überfüllt, teils inszeniert. Aber wenn man selbst hinfährt und einfach am Kanal entlang spaziert ohne ein teures Boot zu bezahlen, bekommt man doch einen Eindruck davon, wie das Leben auf den Kanälen früher ausgesehen haben könnte – als Boote nicht nur Touristen transportierten, sondern Gemüse, Fisch, Gewürze. Und das alles im Sparefroh-Modus.




Koh Samui
Der Nachtzug bringt uns in der 3. Klasse bei 7 Stunden sitzend, erschöpft und unheimlich müde nach Surat Thani, von wo es mit Bus und Fähre weitergeht nach Koh Samui. Die Insel ist eine der bekanntesten Thailands, touristisch, aber in der Nebensaison angenehm ruhig. Mit dem Moped erkunden wir die Küste, kleine Tempel, abgelegene Strände. Besonders kurios: Koh Madsum, auch als „Pig Island“ bekannt. Eine kleine vorgelagerte Insel, auf der freilaufende Schweine zum Hauptanziehungspunkt geworden sind. Touristen umringen die Tiere für Selfies. Wir sind uns eins: Alles ein bisschen fragwürdig, aber es scheint ihnen grundsätzlich gut zu gehen. Chris konnte das Schauspiel der Instagram-Touris nicht nüchtern ertragen. Kathi fand die kleinen jedenfalls wieder zuckersüß und verhielt sich, als hätte sie noch nie im Leben Schweine gesehen. Am Ende lacht auch Chris…ein bisschen zumindest.




Phuket
Zum Abschluss geht’s weiter nach Phuket, wo wir noch ein paar Tage in der Altstadt verbringen. Wir haben schon seit wir in Thailand waren überlegt einen Muay Thai Kampf anzusehen, die gibts eigentlich in jeder größeren Stadt. Am letzten Tag haben wir uns doch kurzfristig dazu entschlossen ins Stadion auf der anderen, sehr lebhaften Party Seite der Insel zu fahren. Wir wussten ehrlich gesagt nicht genau, was uns erwartet – wir sind keine großen Boxsport-Fans und kannten die Unterschiede zwischen westlichem Boxen und Muay Thai bis dahin kaum. Die Atmosphäre im Stadion war spannend, die rituellen Tänze vor dem Kampf beeindruckend, und wir wollten offen an diese kulturell tief verwurzelte Tradition herangehen. Als der Kampf dann begann, merkten wir nach den ersten Blutströmen, dass es gar nicht unser Ding ist. Die Intensität, besonders durch den Einsatz von Ellbogen, Knien und Tritten, war für uns schwer anzusehen. Auch wenn alles im Rahmen von Regeln und sehr respektvoll ablief, war es uns im Endeffekt trotzdem einfach zu brutal. Nach ein paar Runden sind wir leise gegangen. Die Altstadt von Phuket Town selbst erinnert uns mit kolonialen Gebäuden im Sino-portugiesischen Stil ein bisschen an europäische Küstenstädte gemixt mit dem asiatischen Straßenbild – ein schöner, ruhiger Ausklang, bevor es für uns ins benachbarte Malaysien weitergeht.



